Bischöfliches Studienseminar St. Altmann (1956 - 1990)
Das Heilig-Geist-Spital und das Städtische Krankenhaus Burghausen
Das Heilig-Geist-Spital ist 1326 gestiftet und 1332 eröffnet worden. Es war eine bürgerliche und städtische Stiftung, vor dem Stadttor gelegen und bereit, Pilger und Reisende aufzunehmen, dann auch Kranke und Sieche. Mit dem Titel des Heiligen Geistes verband man besonders die Einheit von Leib und Seele, eine ganzheitliche Sicht vom Menschen. Der Mensch, der hierher kam, sollte besonders bei seinem Bemühen um Ganzheit und Gesundheit gefördert werden. Später beherbergten die Mauern das Städtische Krankenhaus bis 1956.
Schon in der ersten Hälfte des D.Jahrhunderts besaß Burghausen alle Rechte, die es zur Stadt machten; am 21. März 1307 wurden bereits bestehende Satzungen zusammengefaßt und aufgezeichnet: Dies ist die älteste erhaltene Kodifikation des Burghauser Stadtrechts. Am 7. März 1322 erfolgte durch die gemeinsam regierenden Herzöge Heinrich XIV., Otto IV. und Heinrich XV. die Verleihung aller Rechte, wie sie die Stadt Landshut hatte, einschließlich der Bestätigung aller vorhergehenden Privilegien.
Zu dieser Zeit erregte sich im erstarkten Bürgertum schon die Gewissenspflicht – sicher verbunden mit dem Bestreben, sich für das Jenseits Verdienste zu schaffen -, an Fürsorge für die vom Leben und Schicksal Benachteiligten und an den Rand der Gesellschaft Gedrängten zu denken. So legte mit Urkunde vom 22. April 1319 der verwitwete wohlhabende Burghauser Bürger Chunrad Emreich den Grundstock zu einem Spital, indem er vor dem Eintritt in das Stift Reichersberg am Inn seinem Schwager Friedrich dem Mautner zwei Häuser und eine Hofstatt in Burghausen zur Verwirklichung seines Vorhabens übergab.
Auch die Herzoginwitwe Jutta hatte vor, für alle Siechen und Dürftigen ein Spital zu erbauen und zu stiften, starb jedoch schon 1320, noch ehe sie ihre Absicht in die Tat umsetzen konnte. Dies betrachteten offenbar ihre Söhne Heinrich XIV. und Otto IV. sowie ihr Neffe Heinrich XV. als verpflichtendes Erbe und vermachten durch Urkunde vom Palmsonntag, dem 16. März, 1326 dem inzwischen - in welcher Form auch immer - entstandenen Spital zu Burghausen den Eggenberg mit Wiesmahd, Gilt und allem Zubehör sowie Mueßsalz (Pflichtsalz) von Scheiben und von kleinem Salz aus der herzoglichen Maut zu Burghausen. Die drei Herzöge bestimmten ferner, daß sechs Pfründen für das Kloster Ranshofen an das Spital in Burghausen übertragen werden sollten, um dort „den Dürftigen und Siechen (zu) warten und (zu) dienen tag und nacht". Damit ist die Zweckbestimmung des Spitals als Kranken-und Armenhaus zugleich als Pflege-und Altersheim klar ausgesprochen. Weiterhin befreiten die Herzöge das Spital von jeglicher Maut zu Burghausen und Scharding.
Wie die Stiftung sich in den folgenden Jahren entwickelte, ist ungeklärt. Jedenfalls erbaute Friedrich, Bürger und Mautner von Burghausen, kurze Zeit später vor der älteren Stadtmauer am Abflußbach des Wöhrsees kurz vor der Einmündung in die Salzach ein Spitalgebäude mit Kirche, gab zahlreiche Güter dazu und errichtete ein Benefizium. Am 24. September 1332 fertigte er einen ausführlichen Stiftungsbrief aus, in dem auch schon das Siechenhaus (domus leprosorum), eine andere sehr wichtige Sozialeinrichtung der Stadt, erwähnt wird. Am selben Tag noch bestätigten Herzog und Stadtrat den Stiftungsakt. Dem Spital wurde für ewige Zeiten Freiheit von aller Stadtsteuer gewährt.
Uber das bauliche Aussehen des Spitals im 14. Jahrhundert läßt sich wenig aussagen, da vor allem durch das Wüten des Stadtbrandes von 1504, bei dem alle Insassen des Hauses ums Leben gekommen sein sollen, große Schäden entstanden sein dürften. Nur der Chor der Heilig-Geist-Kirche reicht wohl in die Zeit um 1330 zurück. Der ursprüngliche Westturm wurde 1773 von dem Trostberger Baumeister Joseph Lündtmayr durch den heutigen Turm ersetzt. Bei dieser Großbaumaßnahme könnten auch die beiden noch stehenden Spitalbauten, die sich süd- und nordwestlich an die Kirche anschließen, ihre heutige Gestalt erhalten haben; denn ersterer ist im Sandtnermodell von 1574 überhaupt noch nicht vorhanden, letzterer, ist sehr kurz; auf dem Weningstich von 1699 erscheint er ein Stück länger. Der tatkräftige Spitalpfleger Felix Hu(e)ber, Mitglied des Stadtrates, der sich schon um Turmbau und Kirchenrenovierung einmalige Verdienste erworben hatte, modernisierte 1777 das Innere des Spitalgebäudes durchgreifend. 1932/33 wurde längs der Mautnerstraße ein Erweiterungsbau mit Pforte errichtet, während man bis dahin durch das breite Tor an der Spitalgasse über den Hof zum Eingangsportal neben der Kirche gelangte. Die weiteren Neubauten entstammen der Zeit nach 1956 und sind auf die nunmehrige Zweckbestimmung des bischöflichen Seminars St. Altmann ausgerichtet.
Im Laufe seiner langen Geschichte wurden dem Spital viele Rechte und Vergünstigungen eingeräumt, erfolgten Zustiftungen und Zuwendungen, die sich zum Teil bis in unsere Gegenwart auswirkten. Die 522 (numerierten) Spitalurkunden im Stadtarchiv und andere Dokumente zeugen davon.
Die von der hiesigen Regierung im Benehmen mit dem Stadtmagistrat erlassene Spitalordnung von 1783, eine genaue I Dienstanweisung für Krankenwärter und -wärterinnen sowie anderes Personal, zeigt, daß hierein Krankenhaus im heutigen Sinn entstanden war; so war auch schon nach dem Umbau von 1777 die Aufnahme eingekaufter Pfründner eingestellt worden, und wurde im Überschreitungsfall sogar von der Regierung angemahnt.
Am 29. Dezember 1858 wurde im Heilig-Geist-Spital das Distriktskrankenhaus eröffnet und den Barmherzigen Schwestern die Betreuung übertragen; diese bewerkstelligten im März 1956 auch noch den Umzug in den Neubau am Hochufer der Salzach, wurden aber Ende 1957 wegen Nachwuchsmangels vom Mutterhaus in München abgerufen.
(Alois Buchleitner, Das Heilig-Geist-Spital Burghausen in altern und neuer Zeit, in: Bischöfliches Studienseminar St. Altmann Burghausen 1956-1990, 1990, 6-9