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"Habe die Ehre, Rudi!"

Der ehemalige Schulleiter des Gymnasiums Leopoldinum Dr. Dr. Rudolf Segl ist im Alter von 82 Jahren gestorben

Er war ein ausgesprochener Individualist, hatte Ecken und Kanten. Und obwohl er eigentlich ein Pauker war, hat er nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihn das Leben und seine Genüsse erfreuen würden. Dr. Dr. Rudolf Segl ist nicht mehr: In der Nacht zum Dienstag ist der 82-jährige ehemalige Schulleiter des Gymnasiums Leopoldinum in seinem Haus in Hals gestorben.

Bestürzt reagierten alte Weggefährten, Freunde und ehemalige Schüler auf die Nachricht über den Tod des Passauers. Wenngleich, so überraschend kam sie nicht. Schon längere Zeit hatte er mit Durchblutungsstörungen in den Beinen zu kämpfen. Obwohl seine zwei Töchter und zwei Söhne nicht in Passau leben, schauten sie häufig beim Vater vorbei, denn mit dem Tod seiner Frau Margot an Weihnachten 2016 brach für Rudi Segl eine Welt zusammen. Immerhin waren die beiden knapp 55 Jahre ein unzertrennliches Gespann, natürlich auch mit allen Höhen und Tiefen, die eine so lange Ehe mit sich bringt.

Passau verliert mit seinem Tod eine Persönlichkeit, ein Original, wie es sie nicht alle Tage gab und geben wird. Seine ungewöhnliche Art war dem Passauer Kabarettisten Sigi Zimmerschied in seinem "Passauer Kalendarium 1991" eine halbe Seite wert, indem er den Amtsantritt von Segl als Chef des Leopoldinums folgendermaßen beschreibt: "Ein Oberstudiendirektor des Leopoldinums, der das Kollegium samt Minsteralbeauftragten zum Amtsantritt auf ein Gulasch ins Scharfrichterhaus einlädt anstatt ins Bischofsstüberl in den Heilig-Geist-Stift und der dann nach durchzechter Nacht anstelle eines Morgengottesdienstes...Es gibt drei Gründe, warum ein Passauer einen anderen Passauer nicht mag. Wenn er wesentlich klüger ist als er, wenn er trotz Unangepasstheit erfolgreicher ist, und wenn er dann auch noch lustvoller lebt als er. Der egozentrische Segl Rudi erfüllte gleich alle drei Voraussetzungen."

MdL Prof. Dr. Gerhard Waschler, der von 1992 bis 1998 stellvertretender Schulleiter am Leopoldinum war, äußerte sich bestürzt, als er gestern vom Tod Segls hörte. Er beschreibt ihn als "ganz klugen und kreativen Kopf". Ein Kollege hat Segl einst "einen Hang zur Genialität" bescheinigt, erinnert sich Waschler.

Ein anderer Lehrer – Segl unterrichtete Latein, Griechisch, Deutsch und Ethik am Leopoldinum, bevor er später in die Chefrolle wechselte – beschreibt ihn nicht nur als Humanisten, sondern auch als sehr human. Er kann sich gut erinnern an sein Engagement für die gestrauchelten Jugendlichen in Brasilien, die er besuchte und den Geistlichen Gerd Brandstetter, der dort aktiv war, in seinem Wirken unterstützte. So hat er am Leopoldinum auch die Aktion "Alpha" für die Alphabetisierung der Kinder in Südamerika gegründet. Und eine zweite positive Erfahrung ist dem Lehrer im Gedächtnis geblieben. Segl habe die Familie eines Schülers, der beim Skifahren schwer gestürzt war, sehr unterstützt.

Ja, er hatte ein großes Herz für die Kinder und Jugendlichen. So war ihm das Engagement für Euregio extrem wichtig. Noch vor vier Wochen hat er eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen nach Berlin begleitet. Und auch wenn es um das Lehren ging, hat er selbst nach seiner Pensionierung im Juli 2000 nie aufgehört zu unterrichten. Auch weiterhin wollte er an der Universität denjenigen, die für ihr Studium das Latinum nachholen mussten, die Grundbegriffe der lateinischen Sprache vermitteln.

Dr. Andreas Belwe, ein ehemaliger Schüler aus Burghausen, ist über Rudolf Segl zum Philosophiestudium gekommen. Er schreibt: "Er war Schuldirektor, also das, was man eine gehobene Position nennen würde. Status schien ihm aber unbedeutend, sein enormes Wissen stets relativierbar, sein Leben ein Entwurf unter vielen, nichts Besonderes. Er verzichtete auf Luxus, die Dinge im Leben sind zum Leben notwendig, aber nicht zur Begründung des Selbstverständnisses des Menschen.

Er vereinte Widersprüche, weil er verstand und nicht vorgab, eindeutig zu sein. Er lebte ohne Umschweife, sagte, was er dachte, tat, was er wusste, wusste, was er tat. Unprätentiös. Sein Verhalten anderen gegenüber war nicht unterscheidend, niemand verdient wegen seiner Eigenheiten, bevorzugt oder benachteiligt zu werden. Er widersprach allen Konventionen und war auch in seinem Nonkonformismus kein Konformist und erfüllte kein Klischee."

Wann die Trauerfeier für Rudolf Segl stattfinden wird, konnten die Angehörigen gestern noch nicht sagen.

Ekle Fischer




PNP

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